Digitaler Kapitalismus: Großmacht Amazon und seine machtlosen Mitarbeiter (1/3)

 Der einzige Gewinner in der Corona Krise: Jeff Besoz. Und die Frage der Aktualität der Marxschen Gesellschaftstheorie  

Während weltweit Unternehmen im ersten Quartal 2020 die massivsten finanziellen Einbußen seit Jahrzehnten erleiden, macht das Technologieunternehmen Amazon, ein Umsatzplus von 26 % im Vergleich zum Vorjahr, stellt im März 100 000 und darauffolgend im April 75 000 neue Mitarbeiter ein, wie die Tagesschau am 17. März 2020 berichtet. Nicht allein die grundsätzlich hohe Nachfrage am Online-Einkauf aufgrund der Kontaktbeschränkungen, die attraktiven Unterhaltungsangebote gegen Langeweile oder teilautomatisierte und digitalisierte Logistik sorgen für Aufschwung. Innerhalb der COVID19 Krise punktet Amazon gleich mit mehreren vorteilhaften Faktoren. Wobei, deutlich wird – hier sind vielmehr grundsätzliche Vorteile erkennbar, die die Dominanz des Unternehmens ausbauen und ihm in Zukunft vermutlich noch höhere Marktanteile verschaffen wird. Amazons Macht beschränkt sich nicht nur auf den Versandhandel, sondern entwickelt vielmehr eine Schlüsselposition, an der weder Politik noch die allgemeine Bevölkerung vorbeikann. Die Politik traut sich immer weniger gegen Amazon vorzugehen, da es zum einen Arbeitsplätze bietet und zum anderen benötigte Infrastrukturen vorantreibt.

1994 startete Amazon als Online-Bücher-Versand in den USA und entwickelt sich seither zum größten Internetmarktplatz der Welt. Die geschickten Anwendungen von Digitalisierungs- und Automatisierungsprozessen optimieren betriebliche Abläufe und sorgen für eine wirtschaftspolitische Vormachtstellung, mittlerweile in weit mehr als nur der Buchbranche. Für viele Menschen ist nur ein Teil der breiten Reichweite der Angebote von Amazon bekannt. Abgesehen von seinem Potential als „grenzenloses digitales Kaufhaus“ sind ein Großteil der Funktionen nicht bekannt (bspw. Amazon Home Service, Amazon Dash, Amazon Web Services; vgl. eigene Angaben des Unternehmens), ganz zu schweigen von Amazons weiterer großen Einkommensquelle: Sammeln und Verkaufen von Daten und Perfektionieren von Werbung. Das ist möglicherweise ein Grund dafür, dass bis jetzt nur wenig über das Ausmaß der Macht, welche Amazon auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene zukünftig haben kann, hierzulande diskutiert wird.

Heute ist Amazon das Umsatzstärkste Unternehmen der Welt mit einem Jahresumsatz von ca. 280,5 Milliarden US-$ im Jahr 2019. Wir fragen uns wie die Expansion weitergeht. Fest steht: Marx muss Jeff Bezos oder seine Vorfahren  im 19. Jahrhundert gekannt haben.„ Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation des Weltmarktes die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet

“Schon lange ist nicht mehr der mittelständische Unternehmer der Bourgeoisie derjenige der auf den Weltmärkten führend agiert, aber nimmt die Exploitation des Weltmarkts von der bei Marx die Rede ist, möglicherweise durch Jeff Bezos eine neue drastische Form an? Inwiefern steht dafür Jeff Bezos und seine Unternehmensstruktur und -strategie an dieser Stelle, und setzt neuartige Klassenkämpfe und einen digitalen Kapitalismus fort?

Was steckt hinter diesem Unternehmen und welche Strategien führen zu dieser einflussreichen Macht? Worin besteht der massive Einfluss auf die Weltwirtschaft und -gesellschaft und zu welchem Preis? Inwiefern wird heute am Unternehmen Amazon deutlich, was Marx schon im 19. Jahrhundert über Gesellschaft und Arbeit kritisch aufdeckte?

Adrian Nehls & Helene Walther


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