„Bauen Sie die Festplatte aus und wieder ein und gucken Sie, ob es dann geht.“

Mein Start ins neue Leben hatte ich mir anders vorgestellt … der Umzug mit den Teenager-Kids vom eigenen Haus in eine Mietwohnung lag gerade erst hinter uns, die Kisten waren weitestgehend ausgepackt, als auf einmal Corona unsere neu gewonnene Freiheit bestimmte.

Plötzlich war das Büro geschlossen, so wie alle Firmenstandorte weltweit. Homeoffice war bei uns schon immer möglich, stellte mich also vor keine allzu große Herausforderung. Zum Glück lief unser Internetanschluss schon. Ein paar Tage später schlossen auch die Schulen in Brandenburg ihre Tore und da waren wir nun, zu dritt in unserer neuen Welt.

Das Schülerpraktikum, des Großen, welches viel Energie in der Bewerbungszeit gekostet hatte, stolz einen Wunschplatz bekommen zu haben, musste abgebrochen werden.

Da saßen wir nun – ich im Homeoffice und die Kinder das erste Mal im Homeschooling. War ich froh, dass beide mit Beginn der weiterführenden Schule jeder einen eigenen Laptop bekommen haben. Aber wie sollte es anders sein, gab der erste nach ein paar Tagen den Geist auf. Der Anruf bei der Service-Hotline stellte ich vor ganz neue Herausforderungen: „Bauen Sie die Festplatte aus und wieder ein und gucken sie, ob es dann geht.“ Festplatte raus, Festplatte rein … hab in meinem neuen Leben noch nicht mal einen Werkzeugkasten schon gar kein Spezialwerkzeug, um einen Rechner zu öffnen.

Wie sieht eine Festplatte eigentlich aus? Wir fanden trotz Corona einen PC-spezialisten der das kontaktlos für uns übernahm und uns die traurige Nachricht überbrachte … defekt! Also doch einschicken zur Reparatur. Jetzt hieß es, improvisieren mit einem Kids-Laptop war jetzt Homeschooling im Schichtbetrieb angesagt. Letztlich war ich sehr froh, dass meine Teenager schon 13 und 15 Jahre alt sind und die Herausforderungen des Homeschooling weitestgehend alleine bewältigen.


Neben dem Homeoffice und dem Homeschooling war vor allem die Verpflegung ein Thema in einer ganz neuen Dimension. Wir haben zum Glück alle drei Spaß am Kochen und auch Supermärkte fußläufig erreichbar, sodass wir anfingen, eine Wochenliste zu schreiben und ich den Großeinkauf erledigen und die Kids die fehlenden Kleinigkeiten spontan besorgten. Das sorgte auch für lustige Momente, als ich mitten in einer Videokonferenz auf einmal Schnitzel mit Kartoffeln gebracht bekam, nachdem mein Chef gerade sein Leid im Homeoffice mit einem 2- und einem 4jährigen beklagte. „Es wird alles besser“, sagt ich ihm … es dauert wahrscheinlich noch 10 Jahre.

Im Großen und Ganzen haben wir die Zeit ganz gut überstanden. Seit letzter Wochen haben die Schulen wieder geöffnet, zumindest stunden- bzw. tageweise für die beiden. Endlich sind auch wieder sportliche Aktivitäten wieder möglich, sind meine Kids doch sonst 3-4 mal die Woche auf dem Fußballplatz, der Rennstrecke oder dem Fitnessstudio anzutreffen gewesen, ließen sie sich kaum motivieren ihre Zimmer, ihre Betten überhaupt zu verlassen. Ich entdeckte lange Spaziergänge für mich.

Freunde vermissten wir sehr, zwar hat der eine oder andere uns beim Renovieren bzw. dem Umzug geholfen, so kurz vor der Kontaktsperre, aber Besuch hatten wir keinen in unserem neuen Zuhause.


Bei den Kids stehen die Ferien bald an und hoffentlich dann im August eine Rückkehr in den Schulnormalbetrieb. Für mich wird das Homeoffice noch eine ganze Weile Thema bleiben, da das Arbeiten im Großraumbüro schwierige Voraussetzungen bietet. Wir haben die Corona-Zeit gemeinsam gemeistert, sind in unserem neuen Leben angekommen und ich habe mehr als einmal gedacht, genau das haben wir für den Neustart gebraucht: nur uns 3 – keine sozialen Verpflichtungen, Zeit und Ruhe zum Ankommen. Jetzt wird es aber auch langsam Zeit, zurück in die Normalität zu finden, wir brauchen wieder Action und soziale Kontakte.


Das sind meine Erfahrungen als alleinerziehende Mutter in der Corona-Zeit im Homeoffice/Homeschooling mit meinem Sohn (15 Jahre) und meiner Tochter (13 Jahre).

Jeanne Handro

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