Am 13.05.2020 habe ich um 20.15 Uhr mit meinem Freund auf Pro7 „Männerwelten“ geguckt und wir beide waren danach zutiefst betroffen, schockiert, traurig und wütend; wir haben uns einfach geschämt. 15 Minuten lang wurde die digitale sowie physische sexuelle Belästigung und Gewalt gegenüber Frauen thematisiert. Diese 15 Minuten möchte ich nun zusammenfassen, weil es eben kein Thema sein sollte, was einmal ein großes Erschrecken im Internet erzeugt und danach wieder stumm geschwiegen wird. Wir müssen aufhören, dieses Thema zu tabuisieren und anfangen, mehr und besser aufzuklären. Ich denke, jede Frau hat leider entweder selbst sexuelle Belästigung und Gewalt erfahren oder dies mindestens bei Freunden, Bekannten oder Personen im öffentlichen Leben mitbekommen.
„Männerwelten“ ist eine Kunstausstellung mit fünf Räumen aus dem alltäglichen Leben von vielen Frauen. Bei dem Titel dachte ich zunächst, dass es eine Ausstellung über den männlichen Körper sein wird. Die ersten 30 Sekunden, die wohl eine Art Intro-Clip darstellen, lassen nichts von dem ernsten Thema erahnen. Bevor das erste Werk gezeigt wird, wird noch betont, dass das gezeigte nicht für Kinder oder schwache Nerven geeignet ist. Dennoch betrifft es jeden. Das erste Werk, welches man zu sehen bekommt, ist ein XXL-Penisbild – ein Dick Pic. Dies eröffnet den ersten Raum, in dem eine private Sammlung von unerwünscht erhaltenen Penisbildern aufgehängt wurde. Bei dem Gesagtem und Gezeigtem ging mir die ganze Zeit die Frage durch den Kopf, was sich Männer eigentlich dabei denken, wenn sie solche Bilder verschicken. Daran, dass sie sich damit strafbar machen, denken wohl die wenigsten. Wahrscheinlich wissen sie es nicht.
Im zweiten Raum werden Kommentare vorgelesen, die Frauen erhalten, die in der Öffentlichkeit stehen. Fernsehmoderatorinnen, Reporterinnen, Models, Influencerinnen und viele andere Frauen im öffentlichen Leben werden täglich mit sexuellen, beleidigenden Kommentaren konfrontiert. Beim Vorlesen merkt man deutlich, wie schwer es den Frauen fällt, die sexualisierten Kommentare vorzulesen. Chat-Verläufe werden im nächsten Raum gezeigt; freundliche Chatanfänge, die schnell in sexistische Beleidigungen übergehen, aber auch aus dem Nichts kommende Beleidigungen und sexuelle Angebote werden als Beispiele thematisiert. Im vorletzten Raum erzählen Frauen über ihre persönlichen Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Gewalt. Diese Geschichten sind erschreckend und machen mich zutiefst betroffen und traurig, obwohl mir bewusst ist, dass so etwas leider täglich passiert; ich muss einfach mit allen Frauen mitfühlen.
Der letzte Raum hat mich am stärksten berührt, weil es die schlimmste Art von sexueller Gewalt thematisiert. Nach einer Vergewaltigung werden Frauen in der Regel gefragt, was sie zu dem Zeitpunkt anhatten; als ob das Outfit irgendeine Art von Rechtfertigung für den Vergewaltiger sein würde. Die Antworten der Frauen werden in diesem Raum vorgestellt; von Jeans mit T-Shirt über das Abiballkleid und den Badeanzug bis zum Schlafanzug war alles vertreten. Es waren ganz normale Sachen, in denen man sich sicher und wohl fühlen sollte. Jeder Mensch darf tragen, was er oder sie will, ohne, dass das irgendjemanden etwas angeht oder als Begründung für verletzendes Verhalten genutzt werden darf. Häufig wird Frauen die Schuld an Vergewaltigungen zugesprochen, nur aufgrund ihrer Kleidung. Das ist einfach nur dumm und lächerlich. Jeder sollte in jedem Outfit mit Respekt behandelt werden.
Und mit diesen Worten möchte ich meine Zusammenfassung der Sendung „Männerwelten“ beenden. Wir müssen mehr über sexuelle Belästigung und Gewalt aufklären und sprechen. Es darf nicht länger totgeschwiegen werden. Gleichzeitig darf auch nicht die sexuelle Gewalt gegenüber Männern tabuisiert werden. Es betrifft uns alle und wir alle können einen Beitrag für einen Wandel leisten. Am Ende möchte ich noch den Beitrag für all diejenigen verlinken, die ihn noch nicht gesehen haben. Guckt ihn euch bitte alle an. Es ist wichtig, darüber zu sprechen, weil es uns alle betrifft.
Franziska Mehlhase