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Für mich persönlich fühlt sich die Zeit seit dem Beginn der Corona-Beschränkungen wie ein großes Sommerloch an. Soziale Kontakte sind stark reduziert. Studium und Arbeit finden überwiegend im Home-Office statt. Jeden Tag sticht nur ein dominantes Thema in den Medien hervor: Covid-19. In diesem Gefühl der thematisch stark beschränkten Berichterstattung denke ich mir: Es gibt doch noch andere Themen. Der Virus stellt immerhin nicht alle anderen Lebensbereiche auf „Pause“.
Ich frage mich, was ist eigentlich so bei „den Rechten“ los? Ich öffne die Website der rechten Nachrichtenseite „Politically Incorrect News“, deren hetzerische Artikel bei mir bereits in Vergangenheit eine Mischung aus Unterhaltung und gleichzeitiger Alarmierung erzeugt haben. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Autor*innen der Posts auf dieser Seite kein Blatt vor den Mund nehmen. In ihren Leitlinien positionieren sich „PI-News“, „gegen den Mainstream“, „Proamerikanisch und -israelisch“, „gegen die Islamisierung Europas“ und ironischerweise für „Grundgesetz und Menschenrechte“. Letzteres wirkt angesichts der oft menschenfeindlichen Beiträge wenig glaubhaft (PI-Autorenteam).
Zum Thema Corona ist dort nun zu lesen, dass die Pandemie Bundeskanzlerin Angela Merkel „entlarve“, da trotz Kontrollen an den Grenzen kein Zusammenbruch des EU-Binnenmarktes zu erkennen sei. Ebenso sei in den öffentlichen Medien nur noch eine Meinung zulässig und keine kritische Berichterstattung mehr gewehrleistet. Alle alternativen Einschätzungen gelten als Verschwörungstheorie. Trump selbst sei Opfer verfälschender Zählweisen der durch Corona Verstorbenen, welche die Zahl der US-amerikanischen Toten nach oben drücke.

Was ist also bei „den Rechten“ los? Wie man sieht: nichts Neues. Kritik der Leitmedien, Kritik des (linken) Establishments, Positionen gegen unerwünschte Gruppen (in diesem Fall vor allem Geflüchtete), das Beanspruchen die Vertretung des Volkes zu sein und gleichzeitig eine Opferrolle gegenüber „denen da oben“ einzunehmen. Mein Blick auf die Corona-Positionen der Nachrichtenseite wirft jedoch eine weitere Frage auf. Wer steht hinter PI-News und wie finanzieren sie sich? Es ist zu vermuten, dass sich eine solche rechte Online-Öffentlichkeit auf irgendwelche Strukturen stützen. Ich recherchiere.
PI-News, deren Server offenbar im Ausland stehen (stern), wurde 2004 von Sportlehrer Stefan Herre gegründet. Herre wollte nach eigener Aussage zur Zeit des von George Bush jr. geführten Einmarsches in den Irak einen proamerikanischen Blog starten (stern). 2007 habe Herre seinen Blog an die Schweizer Pfarrerin Sabine Dietrich verkauft, welche sich aber spätestens im Jahr 2012 ebenfalls von PI-News verabschiedet haben soll (correctiv). Danach verläuft die Spur der Besitzer*in im Sande. Die meisten Autor*innen der Seite schreiben unter Pseudonymen. Bekannt sind jedoch „Starautor“ (stern) Karl-Michael Merkle alias „Michael Mannheimer“ (PI-Leaks) mit seinem „Lieblingsthema: der ‚ethisch-religiöse Zersetzungsprozess‘ in Europa.“ (stern) Außerdem bloggt Michael Stürzenberger unter Klarnamen für Politically Incorrect News (stern). Stürzenberger ist Mitglied bei der rechten „Bürgerbewegung Pax Europa“ und Pegida-Aktivist (Frankfurter Rundschau). Durch Werbung, Spenden und einen Online-Shop finanziert sich Pi-News. Interessant ist dabei, wer Werbung bei Pi-News schaltet, denn es sind Hinweise, wer zum Unterstützer*innenkreis zählt. Unter anderem sind zu sehen: Alternative für Deutschland, Pegida, Bürgerbewegung Pax Europa, diverse rechte Buchautor*innen und Selbstverteidigungs-Online-Shops (PI-News).

Meine anfängliche Frage (Was ist eigentlich bei „den Rechten“ los?) hat mich letztlich etwas tiefer in eine intransparente und in meinen Augen sehr gefährliche rechte Online-Öffentlichkeit eintauchen lassen. Deren Hetzpotential, welches Menschen motivieren könnte, verbale in physische Angriffe umzusetzen, gilt es im Blick zu behalten. Offenbar gibt es im digitalen Raum Gegner der Plattform, denn PI-News war während meiner Recherchen mehrfach aufgrund „massiver DDoS-Attacken“ (PI-News) offline.
Florian Fried